Die öffentlichen Diskussionen im Jahr 2019 über die Geschichte unseres Unternehmens haben in unserer Familie einen Prozess der intensiven Beschäftigung mit der Vergangenheit ausgelöst. Viele Details aus der Unternehmensgeschichte waren uns nicht bekannt und die Wahrheit ist, dass wir auch nicht nachgefragt haben. Wir haben als Familie die offensichtliche Frage, wie unser Unternehmen durch den Zweiten Weltkrieg hindurch bestehen konnte, nicht gestellt.
Vor diesem Hintergrund beauftragten wir im Juli 2019 Prof. Dr. Manfred Grieger, die Geschichte Bahlsens wissenschaftlich aufzuarbeiten. Die nun vorliegende Studie von Prof. Dr. Manfred Grieger und Prof. Dr. Hartmut Berghoff ist die erste wissenschaftliche Darstellung der Unternehmensgeschichte von Bahlsen im Zeitraum von 1911 bis zum Ausscheiden der zweiten Generation aus der Geschäftsführung in den 1970er Jahren. Das Autorenteam hatte in dem aufwändigen Forschungsprojekt komplett freie Hand, vollkommene Forschungsfreiheit und natürlich Zugang zu wichtigen internen Quellen wie dem Unternehmensarchiv.
Wir danken den Autoren und ihrem Team für die akribische Arbeit. Die Ergebnisse helfen uns, die Ereignisse der Vergangenheit besser zu verstehen und Lehren für die Zukunft zu ziehen.
Die Forschungsergebnisse zeigen: Unsere Vorfahren und die damals handelnden Akteure haben sich in der NS-Zeit das System zu Nutze gemacht. Ihr Hauptantrieb schien darin zu bestehen, die Firma auch im NS-Regime weiterzuführen, was schlimme Konsequenzen hatte. Menschen wurde Leid angetan, vor allem den über 800 Zwangsarbeitenden in den Jahren 1940 bis 1945. Das ist unentschuldbar.
Die Wahrheit über die damaligen Ereignisse ist unbequem und schmerzhaft. Wir bedauern das Unrecht, das diesen Menschen bei Bahlsen geschehen ist, zutiefst. Auch bedauern wir, dass wir uns dieser schwierigen Wahrheit nicht früher gestellt haben.
Wir können unsere Geschichte nicht ändern, aber wir haben Einfluss auf unsere Zukunft. Die wichtigste Erkenntnis, die wir aus den Forschungsergebnissen ziehen, ist, dass wir eine Verpflichtung haben dazu beizutragen, dass sich Ähnliches jetzt und in der Zukunft nicht wiederholt.
Wir werden uns daher mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln dafür einsetzen, diese Erkenntnisse nicht zu verschweigen, sondern im Unternehmen und in unserem Umfeld eine Erinnerungskultur zu fördern. Wir unterstützen in vollem Umfang die Aktivitäten der Geschäftsführung in diese Richtung.
Wir treten entschieden ein für eine demokratische und tolerante Gesellschaft und positionieren uns klar gegen Hass, Fremdenfeindlichkeit und anti-demokratische Tendenzen.
Hannover, im August 2024
Johannes, Andreas, Verena und Julia Bahlsen
Susanne und Werner M. Bahlsen