Erkenntnisse der Autoren

Während der NS-Zeit nutzte Bahlsen die wirtschaftlichen Möglichkeiten des Nationalsozialismus. Für die meisten damals bei Bahlsen handelnden Personen schien nach den Erkenntnissen der Studie der Hauptantrieb darin zu bestehen, die Firma auch im NS-Regime weiterzuführen. Dieses Streben hatte schlimme Konsequenzen, Menschen wurde Leid angetan. Das ist unentschuldbar. 

Die damals verantwortlichen Brüder Bahlsen waren alle Parteimitglieder. Sie fungierten zwar nicht als Spitzenrepräsentanten der NSDAP, standen jedoch in Kontakt zu NSDAP-Funktionären. Zeitweise unterstützten sie die SS finanziell.

Um die zur Wehrmacht einberufenen oder für andere Branchen abgezogenen Mitarbeitenden zu ersetzen, zog Bahlsen von 1940 bis Ende des Zweiten Weltkriegs insgesamt mehr als 800 ausländische Zwangsarbeiter:innen aus verschiedenen europäischen Ländern, zumeist Frauen aus Polen und der Ukraine, heran. Die Zwangsarbeiter:innen mussten in betriebseigenen Lagern leben und waren rassistischen Benachteiligungen ausgesetzt. Auch in dem ab Juni 1943 in Gera entstandenen Zweigwerk setzte Bahlsen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter ein.

Nach der deutschen Besetzung der Ukraine übernahm Bahlsen im März 1942 die Verwaltung einer großen Keksfabrik in Kiew, die dem Unternehmen vom NS-Regime übergeben wurde. Bis September 1943, als die Rote Armee die Stadt zurückeroberte, machte Bahlsen auch von hier aus gute Geschäfte mit der Versorgung der Wehrmacht.

Nach dem Ende der NS-Diktatur erhielt das Unternehmen als wichtiger Nahrungsmittelproduzent sehr schnell eine Produktionsgenehmigung. Die nach der Währungsreform 1948 entstandenen Marktbedingungen nutzte Bahlsen in den Folgejahren für ein erhebliches Unternehmenswachstum.

Im Unternehmen und in der Familie Bahlsen fand lange Zeit nur eine oberflächliche Beschäftigung mit diesem Teil der Unternehmensgeschichte statt. Man verließ sich auf die Darstellung der Vorfahren und hat es versäumt, die Familien- und Firmengeschichte aufzuarbeiten. Mit der vorliegenden umfassenden wissenschaftlichen Studie wurde Klarheit und Transparenz über die Unternehmensgeschichte geschaffen.